DIE MASCHINENKANONE MK 20 RH 202!
Das Waffensystem Hawk benötigte für den
Objektschutz sowie für unübersichtliche Geländeeinschnitte ein
leistungsfähiges kurzstreckenflugabwehrsystem zur Unterstützung. Mit der
MK 20 wurde eines der besten Waffensysteme zur Unterstützung in den
Dienst der Truppe genommen.
ENTWICKLUNG: Das BMVg (Bundesministerium der Verteidigung) plante eine
verbesserte Variante der in der Truppe damals eingesetzten Hispano-Suiza
820L/85, eben die MK Rh 202 vom Rüstungskonzern Rheinmetall. Die neue
Waffe hatte preiswert zu sein und wesentlich verbesserte Eigenschaften
aufzuweisen, wie maximale Feuerbereitschaft, eine lange Lebensdauer,
Unempfindlichkeit gegenüber Sand, Staub, Regen, Kälte, Wärmeeinwirkung,
Wasser und Schmutz und sich vor allem einfach in Wartung und Bedienung
zu präsentieren. Weiterhin erwartete das BMVg, dass mit der MK 20
Tiefflieger und Hubschrauber, Weichziele bis 2000 m und Hartziele bis
1500 m bekämpft werden konnten.
Anfänglich gedacht für den Marder 1 A 3, einer damaligen Neuentwicklung
der Firma Henschel die 1968 der Truppe präsentiert wurde, kamen
zusätzliche Anforderungen bedingt durch den Einmarsch der Sowjettruppen
1968 in Prag hinzu. Alle neu eingeführten Waffensysteme der Bundeswehr
(Spähpanzer Luchs, Flak-Zwillings-Lafette und Waffenträger Wiesel)
sollten mit der MK 20 ausgerüstet werden. Ebenso war angedacht die MK 20
bei der Luftwaffe als Zwillingsluftabwehrgeschütz LAAG für den
Flugplatz- und Objektschutz, bei Heereseinheiten der Etappe zum
Bodenkampf, teilweise dort sogar auf Feldlafette einzusetzen. Ebenso
sollte die Verlastung der Maschinenkanone auch auf der Ladefläche eines
Unimogs möglich sein. Bei der Marine war die Maschinenkanone MK 20 als
Selbstverteidigungskomponente für Tender und Fregatten vorgesehen.
Insgesamt wurden im Rahmen der MK 20-Einführung 6630 Waffensysteme für
die Bundeswehr beschafft.
Begonnen wurde 1966 bei der ehemaligen Erprobungsstelle 91 Meppen mit
etlichen Versuchsreihen. Anfängliche Problembereiche konnten schnell
gelöst werden und so kam es 1970 zur Serienfertigung im Düsseldorfer
Werk wie auch am zweiten Standort in Oberndorf bei Mauser. Für die
Bundeswehr konnte somit eine Waffenkonzeption erreicht werden, bei der
für Heer, Marine und Luftwaffe einheitliche Waffen- und
Munitionsstandards vorhanden waren und dies für einen längeren
Einsatzzeitraum. Ab 1972 erfolgte dann auch eine Variante als
Zwillingsflak, die ebenfalls gut in der Truppe angenommen wurde.
Technische Daten der Maschinenkanone MK 20 Rh 202
- Typ: einläufige Maschinenkanone
- Funktion: kombinierter Gasdruck- und Rückstoßlader
- Kaliber: 20 x 139 mm
- Kadenz: 880 -1030 Schuss pro Minute
- Effektive Reichweite: 2000 m
- Schussreichweite: 7000 m
- Mündungsgeschwindigkeit: 1050 bis 1150 m/s
- Gewicht (Munitions-Einzelführung): 75 kg
- Gewicht (Munitions-Doppelzuführung): 83 kg
- Gesamtlänge: 2612 mm
- Rohrlänge: 2002 mm
- Geschossgewicht: 134 g
- Rückstoßkraft: 550 – 750 kg
Tieffliegerabwehr mit der Maschinenkanone MK 20 mm Zwilling
Der im Tiefflug angreifende Gegner bedeutete eine erhebliche Bedrohung
für die Flugabwehrraketen-Verbände, da durch die bereits in der
Annäherungsphase sehr tief und im Schutz von Bodenformationen
anfliegenden Luftfahrzeuge, eine vorzeitige Erfassung durch
Frühwarnradargeräte erschwert wurde und den radargelenkten und
weitreichenden Waffen der Luftverteidigung somit eine wirkungsvolle
Abwehr großteils nicht möglich war, bedurfte es einer Abwehrkomponente
wie der Maschinenkanone MK 20 Rh 202 Zwilling um diese im Tiefflug
angreifenden Gegner effizient bekämpfen zu können. Die MK 20 hatte eine
hohe Reaktionsschnelligkeit und Feuerkraft sowie eine erhebliche
Vernichtungswahrscheinlichkeit bei der Bekämpfung von Tieffliegern. Überraschenderweise konnte sich die Maschinenkanone MK 20 in militärischen
Auseinandersetzungen selbst gegen modernste Flugzeuge und Gegner mit
absoluter Luftüberlegenheit auszeichnen. Schwerpunktmäßig eingesetzt und
in Frühwarnsysteme integriert, sicherten die Flaks den Luftraum im
Nahbereich und unterstützten wirkungsvoll fliegende Jagdverbände und
weitreichende Flugabwehrraketenbatterien bei ihrer Abwehraufgabe.
Besonderes Augenmerk wurde seitens der Raketenverbände auch auf eine
optimale Ausbildung der Bedienercrews der MK 20 gelegt. Durch zahlreiche
Überprüfungen im Inland sowie den jährlichen Leistungsfeststellungen in
Namfi / Kreta konnten die hochmotivierten Abteilungen immer wieder ihr
hervorragendes Können unter Beweis stellen.
Das von Rheinmetall entwickelte und bei der 3./FlaRakBtl. 34 im
September 1974 eingeführte Tiefflieger-Abwehrsystem Flak 20 mm Zwilling
erfüllte in hervorragendem Maße alle Forderungen an ein modernes
Rohrwaffensystem bis zu seiner Außerdienststellung bei der 3./FlaRakG 34
im Februar 1991 und ist bis heute in zahlreichen Armeen erfolgreich im
Einsatz.