Die Schyrenkaserne
Das Gebäude hat in seiner bisherigen Geschichte mehrere Wandlungen erlebt.
Vom eigentlich geplanten
Schulhaus mit Kindergarten zum Auffanglager für Emigranten aus Bessarabien,
dann als Wehrertüchtigungslager, zum Ende des Krieges zogen Teile des Luftgau
VII ein. Nach Kriegsende Kaserne der US Army, anschließend Kaserne der
Bundeswehr und schließlich wieder Schule wie ursprünglich geplant.
1938/39 wurde das Gebäude als Schule mit Kindergarten geplant und mit einfachsten Mitteln erbaut und 1941 fertiggestellt.
Der Schulbetrieb war kaum
aufgenommen, da wurde das Gebäude einem anderen Nutzungszweck zugeführt, es
diente dann als Auffanglager für Emigranten aus Bessarabien. Danach folgte eine
Nutzung als Wehrertüchtigungslager.
Schließlich übernahm die 2. Kompanie der Luftgaunachrichtenabteilung VII im
Januar 1944 das Gebäude und blieb dort bis kurz vor Kriegsende. Sie betrieb die
Funksendezentrale 25 und 26 in Kienhöfe. In dieser Zeit wurden auch die beiden
Baracken erbaut, dies sind die Vorgänger des heutigen Vereinsheims und des
Gebäudes 9.
Nach dem Ende des 2.
Weltkriegs zog am 17. Mai 1945 die 116th
Signal Radio Intelligence Company in die Kaserne ein.
Aus dem Tagebuch eines US Veterans :
„and soon began performing its intercept mission from there“
Dies war also eine Abhörstation der Army Security Agency (ASA), die am
15.01.1946 in Signal Service Company umbenannt wurde, sie hatte eine Stärke von
257 Mann.
Man hörte bereits damals schon den Funkverkehr der Sowjetunion und später auch den des Warschauer Pakts ab.
1948 wurde als Ersatz für eine
Baracke das heutige Gebäude 9 errichtet, um noch mehr Personal unterbringen zu
können. Auch wurden die Turnhalle, eine Bowlingbahn, das Kino und mehrere
kleinere Gebäude z. B. für den sog. motorpool errichtet.
Außerdem wurden die Wohnblöcke in Schöneck und in Pfaffenhofen sowie das Einheitsdoppelhaus gegenüber der Kaserne erbaut, alles Einheitsbauten der US Armee, wie sie in ganz Süddeutschland zu finden waren.
Am 10.März 1951 verlegten Teile der Einheit nach Herzogenaurach, der Rest betrieb in Scheyern die fieldstation 8608.
Vom, 20.02.1951 bis
15.10.1957 folgte die 8608 Administrative Auxiliary (AAU) und es blieb dann die
339th USASA Company in Scheyern.
Am 14.04.1958 zog die 1.
Batterie des Luftwaffenflugabwehrbataillon 43 von München Oberwiesenfeld nach
Scheyern um. Ursprünglich war die
Kaserne für die Unterbringung vom Stab einer Luftverteidigungsdivision
vorgesehen, dies wurde allerdings wieder verworfen.
Mit einem Gottesdienst, einem
Konzert eines Luftwaffenmusikkorps, Ehrungen der Gefallenen im Klosterhof,
einem Festakt auf dem Schyrenplatz mit zahlreichen Ehrengästen, einem Marsch
durch Scheyern und abends einem Ball wurde dieser Tag in einem festlichen
Rahmen gefeiert.
Am 1. Oktober 1958 folgte dann die neu aufgestellte 3. Batterie.
Bis Juni 1963 waren die
beiden Batterien mit der Flugabwehrkanone 40mm /L 70 BOFORS ausgerüstet.
Ab Anfang 1963 wurde das
Personal in den USA für das neue Waffensystem Hawk ausgebildet und der ganze Verband in
Flugabwehrraketenbataillon 34 umbenannt.
Das Gerät wurde dann ab Oktober 1964 zugeführt und Ende 1965 abgeschlossen.
Am 30.Juni 1967 wurde das 10-jährige
Bestehen des Bataillons im Standort Scheyern gefeiert, gleichzeitig erfolgte
die Namensgebung der Kaserne in „Schyrenkaserne“.
Am 11.05.1968 gab es einen Appell
mit vielen geladenen Gästen. Auf dem Sportplatz fand außerdem eine Waffenschau
statt.
Im Mai 1969 verlegte die 1. Batterie nach Rottenburg/Laaber in die neue Generaloberst-Weise- Kaserne und die Behelfsstellung in Manching wurde aufgegeben.
Das Waffensystem wurde in
Scheyern zum Teil aufgebaut, der Rest wurde im neuen Technischen Bereich
gegenüber der Kaserne in einer sog. Sperrzone eingelagert.
Die Kaserne wurde anfangs noch durch eine eigene Standortverwaltung betreut, dann durch eine Außenstelle der Standortverwaltung Freising. Bei dieser und bei der Truppenverwaltung waren die zivilen Kräfte angestellt. Zivile Kräfte waren u. a. der Verpflegungshauptverwalter, der Bezirksverwalter, die Bürokräfte, der Küchenmeister, die Elektriker, Schreiner, Schlosser und die Küchenfrauen, die Reinigungsfrauen und sogar eine “Weißnäherin“. Es gab auch Heizer, da noch mit Koks geheizt wurde. Ab 1970 kam dann auch noch eine Zivilwache mit Hunden dazu.
Als Betreuungseinrichtung gab es u.a. die Turnhalle, die auch von Scheyrer Schulen und Vereinen genutzt wurde, oben an der Straße waren Einrichtungen für Weitsprung und zum Kugelstoßen, es gab Tischtennisplatten, eine Sauna mit Solarium, ein Kino, eine kleine Bücherei, einen Hobbyshop, und später noch einen Luftgewehrschießstand im Dachgeschoß vom Gebäude 1.
Nicht zu vergessen das Mannschaftsheim, das Unteroffiziersheim und das Offiziersheim, wo fast jährlich gut besuchte Standortbälle, Starkbierfeste, Faschingsbälle, Barbarafeiern u. ä. stattfanden.
Die letzten großen
Baumaßnahmen waren das neue Wirtschaftsgebäude.
Nach Abschluss der Arbeiten blieb ein
vermeintlich übriggebliebenes - schwer definierbares Bauteil - vor dem neuen Gebäude liegen, das sich aber
später als „Kunst am Bau“ heraus stellte.
Leider konnte das Wirtschaftsgebäude nur noch für ca. ein Jahr genutzt werden, da im Mai 1991 das „Aus“ für die Schyrenkaserne kam. Im Rahmen der Wiedervereinigung und der Verkleinerung der Bundeswehr sollte die Kaserne aufgegeben werden und die 3.Staffel - wie sie nun hieß - nach Oberstimm in die Max-Immelmann-Kaserne umziehen.
Am 30.November 1993 wurde
dann zum letzten Mal die Flagge in der Schyrenkaserne eingeholt.
Die Gemeinde Scheyern konnte das gesamte Gelände nach dem Auszug der Bundeswehr erwerben.
Das Hauptgebäude konnte nach Umbau-und Sanierungsarbeiten wieder als Grundschule genutzt werden, die Turnhalle wurde Schulsporthalle und Mehrzweckhalle für Veranstaltungen, das Gebäude 9, das Kino, das neue Wirtschaftsgebäude sowie das Mannschaftsheim wurde Vereinen zur Verfügung gestellt.
Auf dem Parkplatz gegenüber der Kaserne wurde ein Kindergarten errichtet und auf einen Teil des abgerissenen Technischen Bereiches kam ein Supermarkt, der inzwischen auch schon wieder Geschichte ist.
Hinter dem Gebäude 9 war zeitweise ein Kindergarten in Containern untergebracht und schließlich wurde 2015/16 das Erdgeschoß vom Gebäude 9 zur Unterbringung von Flüchtlingen umgebaut.
Das Kunstwerk blieb erhalten
und wird derzeit von der Natur zurückerobert. Nach Fertigstellung des neuen Küchengebäudes dachte man es sei ein Betonteil auf der Baustelle vergessen worden, aber es sollte die hügelige Landschaft der Hallertau darstellen.
Für die Unterstützung bei der Zusammenstellung dieser Daten danke ich Oberst a. D. Enzner, OTL Schmitt, vorletzter Chef und S 1 beim Geschwader 5 in Manching, dem Altbürgermeister Rudi Reimer dem Hptm a.D. Herold, und dem OStFw a.D. Kärcher.
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